Edition Pleroma
Bücher für den geistigen Weg

Roman von 1959 in überarbeiteter Neuauflage:


Die Rosenkreuzer von Westmour Castle


Roman einer Einweihung auf dem Weg zur weißen Loge
von H. B. Andramoi

Edition Pleroma

ISBN 3-939647-00-4

272 Seiten

Hardcover, € 28,00


Wenn die Liebe im irdischen Gewand schon Wunder zu wirken vermag,
wie viel mehr kann die wahre, die geistige Liebe, die kein Nehmen,
sondern nur ein Geben kennt, bewirken. Diese hohe Liebe,
derer wir uns befleißigen sollten, muss sich auf alles erstrecken,
wollen wir wieder in die geistige Heimat zurückgelangen.
H. B. Andramoi

Dieses Werk ist ein Schlüsselroman voll mystischer Weisheit. Der Leser wird Zeuge, wenn die Meister Belehrungen aus dem reichen Schatz ihrer Erkenntnisse um die ewige Wirklichkeit geben oder wenn sie über ein Thema, sei es Liebe, Hass, Glück, Religion oder jenseitige Mysterien sprechen. Auf diese Weise führt der Autor auf leichte Art in das Verständnis der Lehre der Rosenkreuzer ein. Für die Übermittlung ihres Wissens an die Nachwelt wählten die Eingeweihten von jeher die unverfängliche Romanform. Sie durften dadurch viel freier die Wahrheit über geistige Dimensionen ausdrücken, die im sachlichen Gewand von der Skepsis ihrer Zeitgenossen abgelehnt oder sogar bekämpft worden wäre.

Friedrich Kirner, Hermann Bauer Verlag, 1959


Vorwort zur zweiten Auflage

Zum Schluss musste ich erkennen,
dass das Suchen nach der ewigen Heimat,
das Sehnen nach Rückkehr zu ihr die ganze Menschheit durchzieht.
Ob archaischer Zauberer, ob Christ, ob Yogi, Buddhist oder Jünger
der Mysterien und Rosenkreuzer, sie alle erstreben letzten Endes dasselbe, nämlich die große Wahrheit zu erreichen
und im Geist des höchsten Gottes wiedergeboren zu werden.
H. B. Andramoi


Verehrter Leser! Um sich mit Leib und Seele auf Westmour Castle einzufinden, stellen Sie sich am besten heißen englischen Tee bereit, bevor Sie sich der spannenden Lektüre dieses Buches hingeben. In diesem alten Schloss an der Ostküste im Norden Schottlands werden sich Ihnen allmählich die geheimen Kammern der Rosenkreuzer eröffnen. Sie kommen mit der zeitlosen, überkonfessionellen Ordenslehre in Berührung und dürfen einen Blick in die Morgenröte einer Bruderschaft wagen. Die Rosenkreuzer bezeichnen sich selbst als Pansophen, da sie mit Hilfe ihrer umfassenden Weisheit dieselbe Wahrheit in allen Mythen, Legenden und Religionssystemen erkennen. Alle Religionen weisen dem Erdenmenschen das gleiche Ziel der Läuterung: Die Abwendung von niederen Beweggründen, die Erhebung des Blickes in himmlische Welten und die mit Nachdruck anzustrebende Rückkehr in die geistige Heimat.

Zu Beginn der Erzählung erklärt der junge Schlossherr John Murton, dessen Familie in der Tradition der Rosenkreuzer steht, seinem deutschen Freund Helmut, worin alle Sinnsuche gründet: »Gott suchen kann nur der einzelne Mensch, denn er besitzt den freien Willen. Es ist ihm daher unbenommenen, zwischen Gut und Böse zu wählen. Da das so genannte Gute im Menschen allein durch das Streben nach Göttlichkeit erfüllt wird, besteht die Anwendung des freien Willens darin, die Tugend der Gottesnähe vor allen anderen auszubilden. Auf diese Weise gleicht man sich dem göttlichen Sein immer mehr an.«

Was sich hier so logisch darstellt, erweist sich für die Helden unserer Geschichte in der Praxis zunächst als schwieriges Werk. Ein solcher Heilsweg gleicht einer Gralssuche, denn er bringt dieselben Irrungen und Wirrungen mit sich, weshalb für lange Phasen alle Bemühungen erfolglos erscheinen. Auf Grund des Polaritätsgesetzes ruft jeder Schritt in das Reich höherer Bewusstheit ein entsprechendes Maß erdgebundener Gegenkräfte auf den Plan, die mit Macht versuchen, alles Streben auf sich selbst zurückzulenken.

Auf dem Einweihungsweg der Rosenkreuzer bedarf es einer höheren Einsicht, die der vorliegende Roman auf wunderbare Weise hervorbringt. Es wird erkennbar, dass der ewige Kampf zwischen Licht und Finsternis der Ausdruck von Spannungen ist, die durch die Dualität hervorgerufen werden. Die aus demselben Ursein hervorgegangenen Antagonisten folgen trotz ihrer gemeinsamen Herkunft allein ihrem wesensgemäßen Gesetz. Sie versuchen nicht nur ihr eigenes Ansinnen mit allen Mitteln durchzusetzen, sondern auch möglichst viele Geschöpfe auf Erden für ihre Sache einzunehmen. Für den Menschen bringt dies enorme innere Reibungen mit sich, die sich in scheinbar nimmer endenden Kämpfen und Konflikten äußern.

So warnt uns der Autor: »Gar mancher, der auf Erden schon den Pfad der Gottsuche beschritten hat, kam von dem begonnenen Weg wieder ab und verfiel erneut seiner niederen Natur. Kann er sein tierisches Ich nicht überwinden und bringt deshalb persönliche Wünsche und Absichten mit, dann gerät er in Versuchung, die Kräfte, die ihm zufließen, zu selbstsüchtigen Zwecken zu missbrauchen. Er beginnt unzulässige Praktiken zu betreiben und andere damit fehlzuleiten, er wird seinen Leidenschaften und Süchten hörig und fällt früher oder später, hier schon oder dort, den abtrünnigen Mächten zum Opfer, obwohl er geglaubt hat, diese beherrschen zu können.«

Da alles dem Gesetz der Polarität unterworfen ist, stellt sich auch der Liebe, dem höchsten Gut der Seele, der Hass als Schattenmanifestation entgegen. Ohne kosmischen Segen, ohne innere Führung besteht ein Mensch die Stürme dieser aufeinander prallenden Prinzipien nicht, und niemand geht ohne die helfende Hand der Liebe im Hafen der Rettung vor Anker.

Ähnlich wie das hereinbrechende Licht die Finsternis in Licht transmutiert, so triumphiert auch die reine Form der Liebe über alle Ausdrucksformen von Zwist und Zwietracht. Dies erfahren die drei Hauptpersonen John, Anne und Helmut in der Allegorie einer Seenot. Erst das Eintreffen des Inneren Meisters, der sich Amartes nennt und mit einem weißen Schiff aus der Ferne unsagbarer Lichtwelten in das Leben der Suchenden gelangt, glättet die Wogen. Amartes agiert als Mystagoge und steht symbolisch für das solare Bewusstsein, das in die Herzen der Gefährten einkehren soll. Große Prüfungen müssen allerdings bestanden werden, bevor der Sonnenlogos in der verkörperten Seele Wohnung nehmen kann.

Darum offenbart Amartes die weitreichende Philosophie der Rosenkreuzer, wenn er sagt: »Wer diese Straße wandeln will, darf nicht mit Zeit und Raum rechnen. Niemals soll er das Erlangen höherer Erkenntnisse an einen selbst erdachten Zweck binden - und sei es auch der edelste! Der Auftrag zum Dienst an den geistigen Belangen kommt zu seiner Zeit. Suchen Sie, streben Sie und bitten Sie. Dann werden Sie eines Tages finden und erhalten, wonach Sie sich sehnen. Kein Mensch kann ohne eigene Bemühung zu den Heilsgütern gelangen. Doch wie und wann das Ziel erreicht wird, das entscheidet allein die Gnadenwahl Gottes.«

Amartes knüpft hier an dem überlieferten Zitat an: Niemand kommt zu Gott, es sei denn, Er ziehe ihn! Damit zeigt er seinen Schützlingen den rechten Pfad, der zwischen den Extremen hindurch führt, die wir heutzutage antreffen. Die einen mühen sich ab, den Weg vollständig allein zu gehen, ohne Bindung an eine Bruderschaft, indem sie beliebige Exerzitien aus verschiedenen Kulturkreisen einsam in ihrem Kämmerlein ausüben und nicht merken, wie wenig ihre Seele darauf anspricht oder womöglich sogar ihr Gemüt davon Schaden nimmt. Metaphysische Übungen sollten nicht losgelöst von ihrem spezifischen Gesamtkonzept zur Anwendung kommen, was jedoch häufig missachtet wird. Andere wiederum begeben sich viel zu widerstandslos in das Fahrwasser einer Organisation, bringen kaum eigene Leistung, tragen keine Verantwortung und hoffen sozusagen auf eine geistige Erneuerung durch den Konsum einer Mitgliedschaft. Beide Varianten sind ungut für die Erhebung der Seele in das Überirdische. Es bedarf sehr wohl einer geistigen Gemeinschaft, um System, Schutz und Halt zu gewähren, jedoch hat keine Gruppierung das Recht, Ihre Mitglieder zu bevormunden sowie in ihrer Tätigkeit und Wissensaufnahme einzuschränken.

Im weiteren Verlauf der Geschichte werden wir Zeuge aller Schwierigkeiten, die von Körper, Seele und Geist gemeistert werden müssen. Wir erfahren, wie relativ das Gute ist und wie die Wahrheit darüber verkehrt werden kann. Schließlich wird klar, es geht in diesem Buch um mehr als vordergründige Lebensprobleme, wie sie das Schicksal für jedermann bereithält. Es geht auch nicht bloß um Leben und Tod des Körpers. Vielmehr entfesselt sich der Kampf jenseitiger Machthaber um nichts Geringeres als um Leben oder Tod der Seele.

Dass unter Umständen auch die Seele sterben und vergehen kann, ist nur wenigen bekannt. Und doch ist dieser Tod der einzige Tod, den der Mensch zu fürchten hat. Wenn die Seelenperson sich von der Ewigkeit weiter entfernt als es ihr zusteht, verliert sie ihren himmlischen Anteil und damit ihre wahre Identität.

Dieser Kampf um den Besitz der Seele wird allerdings niemals von Menschen gewonnen. Nur die himmlischen Mächte sind dazu befugt, ihn aufzunehmen, und recht wenig kann der Erdenbürger dazu beitragen. Nur indem er der leisen Stimme des Gewissens folgt, schreitet der Mensch seiner Rettung entgegen, denn sie leitet ihn sicher durch alle Gefahren. So dürfen wir gespannt sein, wer schließlich triumphieren wird: Amartes und die Seinen oder deren machtvolle Gegenspieler.

Das Endergebnis der Weihe kleidet der Autor in gleichnishafte Gewänder, die sowohl verbergen als auch enthüllen. In romanhafter Sprache teilt er uns Großartiges über die Gründung einer Bruderschaft mit. Wir dürfen miterleben, wie sich mit dem Dazukommen einer vierten Person die heilige Vierheit vervollständigt. Nach Abschluss einer gründlichen Metamorphose der Auserwählten, die an den Stationen Osten, Süden, Westen und Norden ihren Dienst verrichten sollen, kann die wesentliche Forderung unter dem Signum des Rosenkreuzes erfüllt werden:

Das Zelebrieren eines vierelementaren Rituals in altägyptischer Tradition!

So erfahren wir hier nicht weniger als das Entstehen der geheimen Tempelarbeit der Rosenkreuzer. Sorgsam verborgen ist dieses Arcanum in der uralten Allegorie von der Sonnenstadt, deren Bewohner ausschließlich Könige und Priester sind, was bedeutet, es handelt sich um voll erblühte königliche Egos und geweihte Ritualbeamte. Von dem Mystiker Johann Valentin Andreae erhielt diese imaginäre Stadt den rosenkreuzerischen Namen Christianopolis. Jedoch ist ein solcher Ort der Gottesbürgerschaft gleichbedeutend mit unzähligen Vorläufern und Nachkommen. Atlantis, Heliopolis, die Politeia des Platon, das Neue Jerusalem der Apokalypse des Johannes, die Civitas Dei des Augustinus, Utopia von Thomas Morus, die Civitas Solis von Tommaso Campanella, Novo Atlantis von Francis Bacon und der Gedanke einer erhabenen Weißen Bruderschaft, wie ihn die Mystiker seit Jahrhunderten im Herzen tragen - allesamt stellen sie Versuche dar, den Grundgedanken einer initiatischen Gemeinschaft so zu transportieren, dass er für den Ahnungslosen verhüllt bleibt, den Eingeweihten jedoch an die Satzungen und Regeln seines Hermetischen Ordens erinnert.

Mögen auch Sie, verehrter Leser, Ihr eigenes Porträt in der Ahnengalerie von Westmour Castle wiederfinden und sich durch den subtilen Rosenduft dieses Buches an die geheimen Schlüssel der Rosenkreuzer erinnert fühlen. Vielleicht dürfen Sie eines Tages an der Pforte eines traditionellen Tempels der Rosenkreuzer anklopfen, sofern Sie dies in der gegenwärtigen Inkarnation noch nicht getan haben. Wenn die Fügung es will, wird Ihnen aufgetan. Nach dem bewussten Überschreiten der von inneren Wächtern behüteten Schwelle wandelt sich jeder Mann und jede Frau in einen Bruder oder eine Schwester vom Rosenkreuz.

Gabriele Quinque


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