Mythos Inanna
Inannas Ab- und Aufstieg in der Zikkurat als Gleichnis des Einweihungsweges
(Leseprobe aus: Die Fackel des Prometheus von Gabriele Quinque)
Rudi Krautfisch (gesellt sich zu Stanislaus Leblang):
Hallo, da bist du ja wieder. Gehst du auch zu den Sumerern? Die mesopotamische Religion gilt als frevlerisch, weil sie einen Stufenturm – die Zikkurat – baute, der wie der Turm zu Babel bis zum Himmel reichen sollte. Also, da kann ich mich nur fragen, warum wollen die Leute bloß immer so hoch hinaus, wo es doch auf der Erde am schönsten ist?
Stanislaus Leblang:
Jede Hochreligion strebt nach oben, fordert gleichsam Höhenerschließung. Wie soll die mystische Begegnung zwischen Gott und Mensch anders möglich sein, als sich im Bewusstsein hinaufzubegeben. Jede Religion kennt mindestens einen Gipfel, den der Berufene erklimmen muss, um die göttliche Inspiration zu empfangen. Sind der Himalaya, der Fudschijama, der Olymp, der Sinai und der Ölberg nicht Berge, auf denen der Berufene mit seiner Hand durch die Wolken greift und Gottes Berührung erfährt?
Rudi Krautfisch:
Ach, das sind doch nur Zufälle. Ich denke an die Ägypter, links und rechts des Nils gibt es keine Berge und trotzdem entstand dort eine breitgefächerte ägyptische Religion – ganz ohne Berg, mein lieber Stanislaus?
Stanislaus Leblang:
Die Ägypter errichteten wie die Sumerer selbst den Berg. Was wäre die Pyramide sonst, wenn nicht Gottesberg?
Rudi Krautfisch:
Sie ist ein Weltenbauch, man geht hinein und nicht hinauf.
Stanislaus Leblang:
Du sprichst von den Grotten und Gewölben, welche die Unterwelt symbolisieren. Aber das ist doch gerade das Herrliche an allen Religionen, wie sie ihre Erlöser in die tiefste Weltenhöhle hineinführen und stets auch wieder heil heraus. Aus unterirdischer Enge bis auf den Gipfel geistiger Freiheit verläuft der religiöse Weg. Gottesberg und Weltenhöhle gehören deshalb dicht zueinander. In jedem Dom, in jeder Kathedrale erblickst du das Symbol des Weltenberges, der Turm reckt sich nach dem Himmel, der Kirchenraum entspricht dem Marien-Uterus, indem der heilige Mensch empfangen wird, und die kleinen Nischen im inneren Gemäuer sind die Grotten. Meistens steht eine Heiligenfigur darinnen und ein Licht, das die Schatten in der Nische erhellt; noch tiefer unten findest du stets die Krypta, die Gruft, das Sinnbild des Hades.
Aber nun lass mich bitte durch dieses Tor in das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris schreiten, ich will erfahren, was Gottesdienst dort heißt.
Rudi Krautfisch:
Welches Tor? Du phantasierst, da ist kein Tor. Warum nimmst du nicht wie ich die Informationsschrift mit und studierst sie in aller Ruhe, sobald du wieder zuhause bist?
Stanislaus Leblang:
Darüber lesen wäre nicht dasselbe wie durch das Tor zu schreiten. Die Offenbarung religiöser Geheimnisse geschieht in der Übermittlung von Mund zu Ohr und dem Tun an sich – warum weißt du dies nicht?
Epimetheus (tritt vor):
Zweifel in dich. Schlaf über dich.
(Epimetheus führt Rudi Krautfisch zu der dafür vorgesehenen Liege, hilft ihm sich hinzulegen und wirft weißen Tüll über Rudi Krautfisch)
Stanislaus Leblang (Arme oben, anrufend):
Öffne dich, Tor des Ewigen Lebens, hebe dich nach oben, du uralte Pforte und gib den Blick frei auf die Wirklichkeit.
Prinzessin von Uruk:
Seid gegrüßt, mein Gebieter.
Stanislaus Leblang:
Gebieter? Ich gebiete Euch nicht.
Prinzessin von Uruk:
Oh, doch. In Euch lodert eine Flamme, der ich mich zu erhabensten Liebesdiensten verpflichtet weiß. Euer Name klingt heute für mich fremd, aber sein inneres Wesen ist mir sehr vertraut. Stanislaus Leblang, das bedeutet, der beständige Immerdar. Diesen Inhalt beschreibt Euer Name in jeder Zeit und in jedem Raum denn ein Stück der Ewigkeit gehört Euch schon.
Stanislaus Leblang:
Und wer seid Ihr, die verheißungsvolle Worte an mich richtet?
Prinzessin von Uruk:
Eine Frau bin ich. Alle Frauen in einer, Eure nach außen gestellte Seele, die Prinzessin von Uruk und Inanna bin ich. Genau wie Ihr sehne ich mich nach der Heimkehr in das Land Dilmun. Dort fließen Milch und Honig, es gibt dort weder Krankheit noch Tod; der Löwe mordet nicht, und kein Wolf reißt die Lämmer. Wir sind diesem Land ganz nah und dennoch liegt es sternenfern von uns weg.
Stanislaus Leblang:
Ich glaube, Ihr meint das Paradies, den Garten Eden.
Prinzessin von Uruk (lächelt):
Oh, ja, Dilmun ist ein Garten, ein Garten der Schönheit und des Friedens. Doch nun hört, was ich Euch zu berichten habe.
Der Ursprung von allem war An. An, der höchste Gott, An, der Erste, geboren aus dem Chaos, An, dessen Name Himmel bedeutet. An, der höchste Vater, vereinigte sich mit Ki, der höchsten Mutter, und aus ihrer beider Verschmelzung gingen Enil hervor, der Gott der Luft und Enki, der Gott der Erde und des Wassers. Und es mehrte sich der Götter Schar. Als der Vatergott An den Himmel und das Feuer nach oben hob und Wasser und Erde unten ließ, stiegen einige Götter in die Höhe, andere in die Tiefe, und bald kam es zu Uneinigkeiten zwischen dem Großen Oben und dem Großen Unten. Die Götter der Höhe jedoch wollen sich wieder mit den Göttern der Tiefe vereinen, um den Ewigen Frieden von Dilmun erneut herbeizuführen. Wegen des weiten Abstands beider jedoch gelingt dies nicht ohne einen Vermittler, der sowohl den Abstieg in die Tiefe vollbringen kann als auch das mystische Erklimmen der Himmelsleiter.
Einer der Götter, dessen Herz sich über alle Maßen zurücksehnte nach Dilmun, folgte einer Eingebung und schuf aus Lehm die Leiber der Menschen. Die Urmutter Nammu formte das Herz und gab ihr Blut. Der Gott Enki flößte ihnen das Lebenswasser ein. Dann setzten die Götter ihre Geschöpfe mit den Füßen auf die Erde. Die Arme jedoch sollten dort nicht hingelangen, stattdessen lieber nach oben lodern wie Flammen, um die Gebete zu den Göttern in den Himmel zu schicken.
Einmal – und dies ist lange her – mussten die Götter des Großen Oben mit ansehen, dass die Menschen der Erde ihre Bestimmung vergessen hatten und nur noch vor sich hin lebten. Sie rissen ihre Arme nicht mehr empor, flehten keinen der Götter um Beistand an und wühlten mit ihren Händen andauernd unten in der Erde, um die Felder zu bestellen. Die Erdenbürger waren schon zufrieden, wenn sie ausreichend Nahrung und schöne Wohnstätten besaßen, sie verehrten das fahle Licht des Mondes, die zahmen Tiere und die süßen Früchte. Das Schlimmste war, sie hatten die Schicksalstafeln verloren, auf denen alles geschrieben stand: Wo sie herkamen, was sie zu tun hätten und wohin sie gehen sollten. Durch den Verlust der Schicksalstafeln erkannten sie den Himmel nicht mehr als ihre ursprüngliche Heimat. Da wählten die Götter den Menschen Utnapischtim aus und befahlen ihm, sein Haus niederzureißen und aus Rohr und Wand ein großes Schiff zu bauen. Er sollte allerlei Lebewesen mit hinein nehmen, seine nächsten Verwandten, von jedem Handwerk den besten Mann, die Tiere des Waldes und jene des Feldes. Als das Schiff fertig gebaut und alles wie befohlen geladen war, sprach der Sonnengott Schamasch: ,Am Morgen werde ich Dattelbrot, am Abend Weizen regnen lassen, dann gehe an Bord und verschließe die Tür.‘ Der Götter Knecht gehorchte, und kaum war die Tür des Schiffes verschlossen, zog eine schwarze Wolke auf, bedeckte den ganzen Himmel und verfinsterte die Erde. Da stürmten die Götter aus dem Großen Oben herab und retteten alle brennenden Fackeln, damit sie im Himmel weiterlodern sollten. Und dann brach die Flut herein – sechs Tage und sieben Nächte lang.
Chor, 1. Stimme:
Was geschieht?
Chor, 2. Stimme:
Aus der Weltenhöhle mit Gebraus
reißen Götter vieler Fackeln Licht.
Wasser löscht das Leben aus,
wenn es an sich selbst zerbricht.
Chor, 3. Stimme:
So ist es geschehen.
Chor, 1. Stimme:
Wie soll’s weitergehen?
Chor, 2. Stimme:
Taube und Schwalbe schwärmen aus
und kehren auf das Schiff zurück,
doch der Rabe kundet Berges Gipfel aus.
Das Dasein beginnt wieder neu – zum Glück.
Chor, 3. Stimme:
So ist es geschehen.
Prinzessin von Uruk:
Ja, das Leben begann damals nach der großen Flut wieder neu. Zum Glück. Zu verdanken ist dies Utnapischtim. Er goss ein Trankopfer auf dem Gipfel des Berges aus, dann stellte er sieben und abermals sieben Räucherschalen hin und legte Süßrohr, Zedernholz und Myrthe auf die Glut. Angelockt von diesem Opfer schwärmten die Götter des Großen Oben herbei, scharten sich um ihn und genossen die Lobpreisungen aus dem Mund ihres Knechtes. An diesem Tage muss es gewesen sein, dass ein Bund geschlossen wurde, ein Bund zwischen den Wesen der Erde und den Göttern des großen Oben.
Chor, 1. Stimme:
Welch ein Bund?
Chor, 2. Stimme:
Verehrung für die Himmelswelt
soll für immer versprochen sein;
wenn sie den Göttern wohl gefällt
kehrt das Unten in das Oben heim.
Chor, 3. Stimme:
So soll es geschehen.
Prinzessin von Uruk:
Ja, so lautete der Bund. Doch hört mich weiter an. Eine der Töchter von An ist Inanna, die Liebesgöttin. Inanna lag es besonders am Herzen, die Gegensätze miteinander zu vereinen, also vermählte sie sich mit dem Hirten Dumuzi. Bei ihrer Hochzeit rief sie jubelnd aus: Ich schreite in der Freude. Mein Geliebter ist würdig, als Gemahl in den Schoß meiner Heiligkeit einzugehen. Weil aber Dumuzi ein Sterblicher war, wollte Inanna ihn von dem Schicksal des Todes befreien. Darum strebte sie danach, ihrer Schwester Ereschkigal die Macht in der Unterwelt abzutrotzen, um das Ewige Leben für Dumuzi und alle anderen Menschen zu ermöglichen. Also stieg Inanna hinab in das Reich der Toten. Freilich kam es nicht zu der vollständigen Erfüllung ihrer Absicht, denn sie vermochte die Herrschaft der Unterwelt nicht zu brechen, erwirkte aber schließlich doch die Möglichkeit einer Auferstehung.
Als Tochter des Königs der Stadt Uruk empfing ich, die Prinzessin von Uruk, die Weihe zur Priesterin. Das Königtum weiß sich direkt mit dem Himmel verbunden und dient darum den Göttern des Großen Oben. Deshalb zelebriere ich einmal im Jahr den Abstieg der Göttin in die Unterwelt – im Namen von Inanna und zu ihrer Freude. Alles, was Inanna dabei erlebt hat, erlebe auch ich, ihre treue Priesterin von Uruk. Ich finde ihren Hochmut in meinem Herzen, teile die Kühnheit ihres Handelns, erleide ihre Demütigungen, ihre Verzweiflung, ich empfinde ihren Schmerz in allen Fasern meines Wesens, aber der Schmerz ist gering im Vergleich zu dem Triumph über die Kräfte der Finsternis. Am Ende der Zeit, wenn auch der Raum nicht mehr sein wird, darf auch Inanna, die Göttin der Liebe, zurückkehren in die Brust ihres göttlichen Vaters An, der da thront im Himmel, geschmückt mit der Krone der Ewigkeit. Der König von Uruk baute zu Ehren des Gottes An einen wolkenhohen Stufenturm und gab ihm den Namen „Zikkurat“. Dieser Name bedeutet „Berghaus“. Die Zikkurat wurde der Kulttempel der Inanna. Einmal im Jahr schmücke ich mich wie Inanna, setze mir die Krone auf das Haupt, salbe meine Haut, hauche Glanz auf mein Angesicht, lege kostbare Gewänder an, nehme das Lapislazulizepter fest in die Hand, winde eine Kette aus kleinen Lapislazulisteinen um meinen Hals, knüpfe funkelnde Steine auf mein Herz, stecke einen goldenen Ring an die Hand und binde einen goldenen Schild vor die Brust.
So schön und reich geziert schritt Inanna in die Unterwelt und rief am ersten Tor: ,Öffne das Tor, Türhüter, öffne das Tor. Ich bin die Königin der oberen Welt und begehre Einlass in das Land der Unterwelt. Der Türhüter ließ Inanna warten und fragte seine Herrin Ereschkigal, ob der Göttin erlaubt werde in das Land ohne Wiederkehr einzutreten. Dann kam er zurück zur Pforte und sprach: Inanna, tretet ein. Doch gebt mir dafür die Krone. Inanna gab die Krone. Am zweiten Tor wurde ihr das Zepter genommen; am dritten das Geschmeide vom Hals. Am vierten Tor ließ sie die funkelnden Steine des Herzens, am fünften den Goldring von der Hand, am sechsten gab sie den Brustschild ab, und am siebten musste sie ihre kostbaren Gewänder lassen.
Wie Inanna steige auch ich von Tor zu Tor die Zikkurat herab, bis zur Apsis, die wie ein Höhle gewölbt ist und die Unterwelt darstellt. Tief unten, in dem Land ohne Wiederkehr, stand Inanna – ihrer Himmelswürde ganz beraubt – vor sieben Totenrichtern. Diese hefteten ihre bösen Blicke auf sie, verwandelten Inanna in einen Leichnam und banden ihn an einen Pfahl. Inanna wäre verloren gewesen, hätte sie nicht vorher den Götterboten Ninschubur – es ist jener, der Flügel hat und einen Stab mit zwei Schlangen – aufgefordert, ihr zu helfen, sofern sie nach drei Tagen und vier Nächten nicht zurückgekommen sein würde. Ninschubur sollte dann vor den mächtigsten Göttern weinen und um ihre Erlösung aus der Unterwelt flehen.
Chor, 1. Stimme:
Was geschieht?
Chor, 2. Stimme:
Der Bote weint vor dem Gott der Luft,
fleht vor des Mondes Schein;
aber keiner holt die Liebe aus der Gruft,
darum könnte sie verloren sein.
Chor, 3. Stimme:
So ist es geschehen.
Chor, 1. Stimme:
Wo soll er nun flehen?
Chor, 2. Stimme:
Der Bote spannt die Flügel weit
und fliegt über den Ozean;
kaum jammert er und weint,
bietet Enki das Wasser des Lebens an.
Chor, 3. Stimme:
So könnte es gehen.
Prinzessin von Uruk:
Der Gott Enki schuf zwei Engel und schickte sie hinab in die Unterwelt. Er befahl den Engeln, einmal die Feuerstrahlen des Himmels aus ihren Augen auf den Leichnam Inannas zu richten, dann sechzigmal die Speise des Lebens auf ihn zu schütten und sechzigmal das Wasser des Lebens darüber zu sprengen. Wenn alles getan sei, erstehe Inanna auf, so versprach der Gott.
Chor, 1. Stimme:
Was geschieht?
Chor, 2. Stimme:
Auf den Leichnam Feuerstrahlen,
Götter Brot und Wasser drauf,
in neuem Leben ohne Qualen
erstehen des Lebens Lichter auf.
Chor, 3. Stimme:
So ist es geschehen.
Prinzessin von Uruk:
Ja, Inanna erstand auf. Vor ihrem Glanz flohen die Totenrichter. Triumphierend stieg sie aus der Unterwelt empor, die Türhüter gaben ihr die sieben Opfer zurück, und die Sehnsuchtsvollen unter den Toten folgten ihr. Wie Schilfrohre wandelten die kleinen Dämonen neben Inanna her, wie Bäume schritten die größeren hinter ihr. Aber als Inanna in den himmlischen Palast zurückkehrte, fand sie ihren Gemahl dort sehr selbstherrlich allein herrschend, und er trauerte nicht um sie. Da hielt sie vor Ärger die Dämonen an, den Gatten in die Unterwelt zu bringen. Als Dumuzi jedoch dort ankam, ergriff Ereschkigal Mitleid, denn sie hatte von ihrer Schwester ein wenig des Glanzes erhascht und war nicht mehr ganz so finster wie zuvor.
Ereschkigal band Dumuzi nicht an den Pfahl; sie wandelte sein Totsein in einen halbjährigen Schlaf um und schickte ihn das andere halbe Jahr hinauf zu Inanna. Dann vollzog Inanna jedesmal Heilige Hochzeit mit Dumuzi und verlieh ihm von ihrem Glanz, und wenn er wieder hinabstieg, brachte er stets ein wenig mehr Glanz auf Ereschkigal.
In Mesopotamien weiß man: So oft eine Prinzessin das Mysterium Inannas erneuert, wird die Finsternis erhellt und geläutert werden. Und dann können eines Tages die Menschen und alle Götter eingehen in Dilmun, wo der Löwe nicht mordet und kein Wolf die Lämmer reißt.
Geliebter Stanislaus Leblang, nun hat Euch die Prinzessin von Uruk in die kultischen Geheimnisse der Zikkurat eingeweiht.
Stanislaus Leblang:
In Freude weiß ich dies zu schätzen. Doch mit Eurer Erlaubnis will ich nun weiterziehen. Es warten noch acht Tore auf mich, in welche mir – so ich es wert bin – Einlass gewährt werde.
Prinzessin von Uruk:
Zu sieben dieser Pforten will ich Euch begleiten.
Stanislaus Leblang:
Ihr seid eine Frau und kennt die Tore zur Unterwelt. Ich aber suche die Tore, die hinaufführen – in das Große Oben, wie Ihr es nennt. Man warnte mich oft vor der täuschenden Freundlichkeit des Weiblichen. Schreckliches entströmt der Büchse der Pandora.
Prinzessin von Uruk:
Habt keine Angst vor mir. Die Wege durch die Pforten, die nach oben führen, entsprechen jenen, die hinabführen. Bedenkt Stanislaus Leblang, ich war im Großen Unten und stamme aus dem Großen Oben. Seht Ihr nicht, ich bin geschmückt. An jeder der sieben folgenden Pforten bedarf es eines Opfers, das nur ich für Euch einlösen kann. Seid nicht töricht. Die geweihte Priesterin von Uruk öffnet niemals die Dose voller Zwist und Hass, sie findet die Amphore, in der das mystische Geschenk der weiblichen Schöpfung verborgen liegt.
Stanislaus Leblang:
Die Amphore? Ein Geschenk in der Amphore? Was wißt Ihr darüber?
Prinzessin von Uruk:
Alles weiß ich darüber, Stanislaus Leblang. Aber mit Worten vermag ich es Euch nicht zu sagen, Ihr müsst es selbst erfahren.
Chor, 1. Stimme:
Welches Mysterium?
Chor, 2. Stimme:
Heilig unergründlicher Sinn.
Der Opfer schmerzensreicher Gaben
gibt sich ein geläutert‘ Weib dahin,
woran sich alle funkelnden Sternen laben.
Chor, 3. Stimme:
So soll es geschehen.
Stanislaus Leblang:
Ich vertraue Euch. So folgt mir zu den nächsten Toren.
(Die Prinzessin von Uruk und Stanislaus schreiten zum zweiten Tor)
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